Konjunkturumfrage der IHK Köln zum Jahresbeginn 2025: die Wirtschaft steckt in der Rezession fest, mehr Unternehmen investieren im Ausland
Die Lage der Wirtschaft im Bezirk der Industrie- und Handelskammer zu Köln ist weiter schlecht. Das geht aus der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2025 hervor. Der Konjunkturklimaindex geht um weitere 0,6 auf 87,7 Punkte zurück. Das langjährige Mittel des Indexes von 106,6 Punkten liegt also in weiter Ferne.
2024 sank die Wirtschaftsleistung in Deutschland das zweite Jahr in Folge – und es gibt für 2025 wenig Hoffnung auf eine Trendwende. Besonders besorgniserregend ist, dass Unternehmen ihre Investitionen in der Region zurückfahren, und stattdessen verstärkt im Ausland investieren wollen. 34 Prozent der befragten Unternehmen planen für dieses Jahr mit geringeren Investitionen bei uns, wohingegen fast 30 % sie im Ausland erhöhen will. „Nun haben wir den statistischen Beleg für einen Trend, den wir aus vielen Einzelgesprächen schon kannten“, sagt Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. „die Deindustrialisierung läuft längst. Es beginnt genau damit, dass neue Investitionen im Ausland getätigt werden und nicht mehr bei uns. Und das erleben wir aktuell.“ Niemand reiße eine bestehende Fabrik ab. Diese werde eben nicht mehr modernisiert und irgendwann geschlossen. Die neue Bundesregierung – wie auch immer sie nach dem 23. Februar genau aussehe – dürfe keine Zeit verlieren. „Unsere Konjunktur-Umfrage offenbart eine sehr kritische Entwicklung für die Standorte in unserer Region und zeigt, wie tief die Strukturprobleme inzwischen greifen. Wir brauchen einen Neustart mit klarem Blick nach vorne“, so Vetterlein weiter.
Der Blick auf die Investitionen zeigt den Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. Im Ergebnis ist der Saldo der Auslandsinvestitionen positiv (+3), der der Inlandsinvestitionen deutlich negativ (-14). Und wo wird investiert? Auffällig ist, dass Nordamerika als Ziel für Auslandsinvestitionen deutlich an Bedeutung hinzugewonnen hat. Hauptziel bleibt aber die Eurozone mit 67,5 Prozent. Die weiterhin rückläufigen Exporterwartungen mit einem Saldo von -24,3 sind ein weiterer Beleg für die Schwäche des Standorts Deutschland.
Hier bei uns verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage weiter. Der Lageindex sinkt von -7,3 auf -7,7. 28 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage als schlecht, nur 20 Prozent als gut. Auch die Erwartungen für die nächsten 12 Monate verschlechtern sich weiter. Der Index sinkt hier von -15,8 auf -16,7 Punkte. 29 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung, 59 Prozent erwarten keine Änderungen, nur bei 12 % gibt es Hoffnung, dass es besser wird. Die schwache Konjunktur kommt zunehmend auf dem Arbeitsmarkt an: Mehr als ein Viertel der Unternehmen im IHK-Bezirk will Stellen abbauen.
Die schwierige Situation wird besonders bei der Industrie deutlich: 36 Prozent der Industrieunternehmen bewerten ihre Geschäftslage als schlecht, und fast die Hälfte (48 Prozent) meldet sinkende Auftragseingänge. 38 Prozent der Unternehmen planen Stellenabbau. Nahezu jedes zweite Unternehmen will weniger in Deutschland investieren, aber 32 Prozent dagegen mehr. Für Optimismus ist kaum Platz: Nur 7 Prozent der Industrieunternehmen erwarten eine Verbesserung der Lage in den nächsten zwölf Monaten.
Einziger kleiner Lichtblick in der düsteren Konjunkturlage ist der Einzelhandel: Die Kaufkraft hat sich leicht verbessert, was sich positiv auf die Geschäftslage auswirkt. 27 Prozent der Einzelhändler bewerten ihre Situation als gut, während der Anteil derjenigen, die eine Verschlechterung erwarten, auf 24 Prozent zurückgegangen ist.
Die Unternehmen sehen sich weiterhin mit zahlreichen Risiken konfrontiert. Neben der schwachen Inlandsnachfrage (63 %), sind das vor allem die schwierigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (56 %) und die hohen Arbeitskosten (55 %). Auch hohe Energiepreise belasten viele Betriebe, während der Fachkräftemangel aktuell etwas weniger häufig genannt wird. Insgesamt sind die Risiken im Vergleich zum Vorkrisenniveau um 35 % gestiegen. Dieser Trend verdeutlich die Standortprobleme. Einer neuen Bundesregierung muss es gelingen, Vertrauen in die staatlichen Institutionen zurückzugewinnen, und die Unternehmen von den bürokratischen Fesseln am Standort Deutschland zu befreien.
Ergebnisse für die Stadt Köln
Zum Jahresbeginn 2025 zeigt sich die Geschäftslage der Unternehmen in Köln etwas verschlechtert und fällt in den negativen Bereich. 23 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Lage als „gut“ (Vorumfrage: 26 Prozent) und 27 Prozent als „schlecht“ (Vorumfrage: 25 Prozent). Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate befürchtet ein Viertel der Unternehmen eine ungünstigere Entwicklung. Nur 13 Prozent gehen von einer Verbesserung ihrer Situation aus.
Die Investitionsabsichten sind deutlich rückläufig, die Beschäftigungsaussichten verschlechtern sich leicht. Ein Viertel der Unternehmen plant eine Ausweitung ihres Investitionsvolumens, 32 Prozent eine Verringerung. 16 Prozent möchten zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, 24 Prozent Stellen abbauen. Als Hauptrisiken nennen die Kölner Unternehmen die Inlandsnachfrage (61 Prozent) vor den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (59 Prozent) und den Arbeitskosten (51 Prozent).
Die Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2025 wurde vom 16. Dezember 2024 bis zum 16. Januar 2025 bei rund 2.400 Unternehmen aus unserem IHK-Bezirk durchgeführt. 726 Unternehmen haben sich beteiligt. Die ausführlichen Ergebnisse des Konjunkturberichts zum Jahresbeginn 2025 finden Sie auf der Internetseite der IHK Köln.